Schokolade mit Flügeln

Falknerin besucht zwei sechste Klassen der Martin-Niemöller-Schule

„Der hat mir so tief in die Augen geschaut. Bis in meine Seele.“ Julia stürmt in ihr Klassenzimmer und setzt sich auf ihren Stuhl. Die Sechstklässlerin ist sich sicher: „Das war so krass.“ Ein ganz normaler Schultag an der Martin-Niemöller-Schule? Nicht ganz.

Auf dem Schulgelände gab es ungewöhnlichen Besuch: Raubtiere der Lüfte ließen sich von zwei sechsten Klassen bewundern. Die 22-jährige Falknerin Alexandra Angelidis reiste mit vier Exemplaren aus Offenbach an. Samba, der Wüstenbussard, kam in Begleitung von Steinkauz Gylfie, der afrikanischen Weißgesichtseule Merlin und dem afrikanischen Fleckenuhu Shuri.

Majestätisch sehen sie aus, elegant und unnahbar. „Es sind sehr schlaue Tiere“, erklärt die Falknerin. „Sie merken sich alles und daher ist es wichtig, sie immer positiv zu motivieren.“ Schlechte Behandlung in Form von Hungern und Schlägen führen dazu, dass die Tiere bei der ersten Gelegenheit fliehen. „Und sie kommen dann nicht wieder.“ Der einzige Weg, um die Tiere an sich zu binden ist es, ihnen eine bessere Alternative als die Wildnis anzubieten.“ Dazu gehören ein sicherer Schlafplatz, Beute und eine liebevolle Beziehung zwischen Halter und Tier.

Streicheln durften die Schülerinnen und Schüler die Tiere nicht. „Das mögen sie nicht.“ Dafür aber ließen sie sich anstandslos auf einem Arm halten. Gut geschützt mit einem dicken Lederhandschuh führte Alexandra den Steinkauz Gylfie von Schüler zu Schüler. „Der plustert sich total auf“, sagt Alexandra Angelidis und erklärt: „Hinter uns sitzen Samba und Shuri. Das sind natürliche Feinde von Steinkäuzen. Also macht sich Gylfie groß und reißt die Augen auf, um bedrohlicher zu wirken. Dabei wiegt er gerade mal so viel wie zwei Tafeln Schokolade.“

Zum Schluss kam Samba zu seinem großen Auftritt. Er durfte seine Flugkünste zeigen, indem er von seiner Halterin zu einem Schüler flog. Lara traute sich und zog einen Lederhandschuh über ihren Arm. Dieser war gespickt mit rohem Fleisch. Eine Anweisung später landete der Wüstenbussard sanft auf Laras ausgestrecktem Arm. „Das war so ein tolles Gefühl“, sagte die Schülerin. Wie es den Lerngruppen gefallen hat? „Ja, ich habe mir auch eine Visitenkarte genommen“, sagt Jovan. „Das ist so spannend.“ Alexandra Angelidis freut sich über das große Interesse: „Mir ist es wichtig, dass die Kinder und Jugendliche mit der Natur und diesen schönen Tieren in Berührung kommen.“